Schon seit einigen Jahren existiert eine sehr lebendige Partnerschaft des Liborius-Gymnasiums mit der Hochschule Anhalt. Immer wieder unterstützten die Fachbereiche Medizintechnik und Elektrotechnik Projekte der Arbeitsgemeinschaft Elektronik und Amateurfunk finanziell und auch personell. Ein besonderer Höhepunkt ist der jährlich stattfindende Tag der Naturwissenschaften, an dem die Physikkurse traditionell die Fachbereiche in Köthen besuchen. Leider konnten diese Besuche coronabedingt in den letzten beiden Jahren nicht durchgeführt werden. Umso erwartungsvoller blickten die Schülerinnen und Schüler des Leistungskurses Physik der Klasse 11d auf den diesjährigen Besuch am 20. Juni.
Frau Wiebach, Dekanatsassistentin des Fachbereiches Elektrotechnik, Maschinenbau und Wirtschaftsingenieurswesen, hat für diesen Tag ein sehr interessantes und umfangreiches Programm für uns zusammengestellt. So wurden wir gegen 10 Uhr herzlich in Empfang genommen und nach einer kurzen Einführung nahmen wir am ersten Workshop "Biosignalverarbeitung" unter der Leitung von Frau Professor Maktabi teil.
Biosignale des menschlichen Körpers sind extrem schwach und unterliegen starken Störungen externer Signaleinflüsse. Frau Professor Maktabi erklärte uns eindrucksvoll die lange Kette der Maßnahmen von der Aufnahme und Filterung bis zur Verstärkung solcher Signale. Natürlich kam auch die Praxis nicht zu kurz. Eine einfache Arduino-Schaltung zur Erzeugung von Rechteckimpulsen wurde durch unsere Schülerinnen und Schüler nacheinander in biologisches Material (eine Kartoffel) und nicht biologisches Material adaptiert. Die dabei charakteristischen Signalveränderungen ergaben Rückschlüsse auf die verwendeten Proben. Im anschließenden Biosignallabor konnten wir mittels Elektroden körpereigene EKG-Signale aufnehmen und auswerten.
Nach dieser interessanten Einführung überraschte uns Frau Wiebach mit einem leckeren Mittagessen in der Mensa der Hochschule. Viel Zeit zum Genießen der leckeren Mahlzeit und der großzügigen hellen Räume der Mensa blieb uns jedoch nicht. Nach dem Mittagessen erwartete uns Herr Büchner im Photovoltaik-Labor zum zweiten Workshop des Tages. Nach einer kurzen Einführung zum Thema regenerative Energieerzeugung wurden alle Teilnehmer in kleine Gruppen aufgeteilt. Der Praktikumsauftrag lautete: "Aufbau und Test einer Farbstoffsolarzelle". Es ist kaum zu glauben, aber mit einfachen Mitteln wie etwas Hibiskus-Tee, Bleistift (Graphit), Titandioxid und leitfähigen Gläsern kann man eine sehr effektive Solarzelle bauen, die selbst bei indirektem Sonnenlicht noch einen ordentlichen Wirkungsgrad besitzt. Der Prozess des Aufbaus erforderte sorgfältiges und geduldiges Arbeiten. Umso erfreulicher war es, dass alle gebauten Solarzellen auf Anhieb funktionierten. Erste Leistungsmessungen waren sehr vielversprechend und jeder fragte sich, warum man diese Technologie, die gegenüber der Siliziumzelle deutliche Vorteile aufweist, nicht weiterentwickelt. Herr Büchner erklärte uns dann jedoch, dass die Haltbarkeit solcher "Eigenbauzellen" noch nicht für den technischen Einsatz geeignet ist. Hier müssen zukünftige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler weitere Entwicklungsarbeit leisten.
Viel zu schnell ist die Zeit in Köthen vergangen, die gebauten Solarzellen durften wir mit nach Dessau nehmen, um weitere Tests im Physikraum durchzuführen. Wir bedanken uns noch einmal herzlich bei Frau Wiebach für die exzellente Organisation des Tages und bei Frau Professor Maktabi und Herrn Büchner für die interessanten Workshops. Für unsere Schülerinnen und Schüler wird der Besuch sicher in guter Erinnerung bleiben.
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Tutoren-Leistungskurs Physik (12)